Gemeinsam mit Nic Grobler porträtierte Stan Engelbrecht drei Jahre lang radfahrende Menschen in Südafrika. Im E-Mail-Interview gab er Einblicke in die Lage der Fahrradnation.
Lassen sich die südafrikanischen Fahrradfahrer in wenigen Worten beschreiben?
Sich in Südafrika auf dem Fahrrad fortzubewegen, ist immer noch sehr ungewöhnlich. Deshalb bin ich stolz, mich selbst zu einer kleinen Gruppe von kreativen, mutigen, manchmal exzentrischen (und ein bisschen verrückten) Radfahrern zu zählen, die keine Rücksicht auf Stigmatisierung und Gefahr nehmen.
Wozu wird das Rad hauptsächlich verwendet?
Zunächst war das Rad in Südafrika – wie überall auf der Welt – ein Werkzeug, um von A nach B zu gelangen. In den 1970ern und 80ern gab es einen Boom des Fahrradsports, und da dieser hauptsächlich von weißen Südafrikanern betrieben wurde, erhielt das Rad ein politisches Stigma. Nach dem Ende der Apartheid wurde das Radfahren, vor allem das Mountainbiken, traurigerweise zum Hobby der Reichen. Das ändert sich gerade, weil mehr und mehr Menschen die Vorteile des täglichen Radelns entdecken. Eine Mainstream-Aktivität ist es noch lange nicht, aber die Bedeutung, auch als soziales Thema, nimmt zu. Jeden Tag radeln mehr Menschen. Diese Sichtbarkeit ist wichtig, um Platz auf der Straße einzufordern.
Stan Engelbrecht (li.) und Nic Grobler schufen mehr als 500 Porträts radelnder Südafrikanerinnen und Südafrikaner und legten dafür 10.000 Kilometer auf dem Rad zurück. Die drei enstandenen Bücher verstehen die beiden Fahrradfans als „Porträt einer Nation“ mit all ihren gesellschaftlichen, historischen und kulturellen Nuancen.
Wie fahrradfreundlich ist Südafrika?
In den größeren Städten gibt es Radstreifen und ein bisschen Infrastruktur, aber es ist noch viel zu tun. Die größte Herausforderung ist, den Autofahrern klarzumachen, dass sie die Straße teilen müssen. Es gibt in Südafrika grundsätzlich eine sehr aggressive Fahrkultur, die Umstellung macht das Ganze noch gefährlicher.
Was war die Motivation hinter dem Projekt?
Wir wollten herausfinden, warum so wenige Südafrikaner das Rad als Transportmittel nutzen. Der öffentliche Verkehr ist vielerorts schlecht ausgebaut, da wäre es doch eine sinnvolle Alternative. Gleichzeitig war es eine gute Ausrede, um unser schönes Land per Rad zu erkunden.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.